Jagdaufseher warnt: Zu viele Füchse am «gedeckten Tisch»
Kürzlich hielt sich in der Schalterhalle der Post in Horw ein ungewöhnlicher Gast auf: Ein junger Fuchs hatte sich dorthin verirrt. Wie Jagdaufseher Fritz Duss berichtet wurde, habe das Tier vor lauter Stress seinen Darm entleert, bevor es den Ausgang fand und flüchtete.
Ansonsten ist es dem Fuchs mittlerweile sehr wohl im Siedlungsgebiet. An eher ruhigen Orten, sei es unter Terrassen, Gartenhäuschen oder Holzbeigen, bringt die Füchsin ihre Jungen zur Welt. Die jungen herzigen Füchschen werden irgendwann einmal zu einer unerzogenen «Jungfuchsbande», die vor nichts zurückschreckt. Junge Füchse, die in der Nähe von Menschen aufwachsen, zeigen vor diesem keine Furcht mehr. Sie spazieren sogar tagsüber in den Quartieren und Gärten herum, um nach Fressbarem zu suchen. Sie haben ja nichts anderes gelernt von ihren Eltern.
Krank und ohne Jagdinstinkt
So tauchen jeden Frühling Videos in den Sozialen Medien und auf den News-Plattformen auf mit niedlichen Füchlsein, die durch die Gegend tapsen oder sich beim Herumbalgen nicht stören lassen. Was auf den ersten Blick herzig ist, führt in Wirklichkeit zu Problemen. Fritz Duss, Jagdaufseher Horw-Biregg, hält fest: «Die Füchse im Wald oder in der Landwirtschaftszone sind viel gesünder als solche in Wohngebieten.» Die herzigen jungen Füchslein zu füttern, wie das offenbar auch geschieht, ist für die Tiere deshalb schlecht. So bleiben sie in einer für sie ungesunden, unnatürlichen Umgebung. Allerdings ist es hier auch besonders attraktiv: Die feinen Nasen finden in Siedlungsgebieten reichhaltige Futterquellen: Liegengelassene Essensreste sind stets willkommen. Abfallsäcke, die nicht in Containern sind, lassen sich bequem aufreissen und durchsuchen. So entwickeln die Jungtiere den Jagdinstinkt nicht, der fürs Überleben im Wald wichtig wäre.
Diese Lebensweise begünstigt zudem die Verbreitung von Krankheiten. Auf der Halbinsel ist nach einer kurzen Zeit die Fuchsräude wieder auf dem Vormarsch. «Daran erkrankte Tiere leiden enorm, bis sie schliesslich irgendwo eingehen», sagt Jagdaufseher Fritz Duss. Er trifft oft kranke und leidende Tiere an. Als einziges Mittel gibt es nur deren Erlösung – er muss die Tiere töten. Vor der Fuchsräude werden auch Haustiere nicht verschont. Der Krankheitsverlauf kann auch für einen Hund oder eine Katze mit Qualen und Tod enden.
Der Mensch verursacht das Problem
Die Meldungen von besorgten Anwohnerinnen und Anwohnern über streunende und kranke Füchse und Dachse häufen sich gemäss dem Jagdaufseher in letzter Zeit drastisch. Auch gehen bei ihm und auch bei der Gemeindeverwaltung Beschwerden ein über zerrupfte Abfallsäcke und weit zerstreuten Unrat. «Bitte an die Verantwortlichen weiterleiten», war kürzlich in einem E-Mail zu lesen, in dem ein zerpflückter Güselsack fotografisch dokumentiert wurde. Doch sind «die Verantwortlichen» die Behörde?
Für Fritz Duss ist klar, an wen man das E-Mail weiterleiten müsste «Das Verhalten der Menschen begünstigt, dass Füchse, aber auch Krähen, Dachse und verwilderte Katzen ihre Jagd nach Nahrung in Wohnquartiere verlagern.» Als Gegenmassnahme gehören Kehrichtsäcke in den Container. Lose darf man sie nicht über Nacht draussen stehen lassen, sondern erst am Abfuhrtag an den Strassenrand stellen. Aber auf die Schnelle werde sich der Fuchs den Lebensraum Menschensiedlung nicht nehmen lassen, sagt Jagdaufseher Duss, «zu sehr haben sich die Füchse an den ‹gedeckten Tisch› gewöhnt.»